Eine Frau, die sich vor Alkoholfreiem Wein ekelt

Ist das Wein oder kann das weg?

Die EU plant*, alkoholfreie und alkoholreduzierte Weine einheitlich zu benennen. "0,0%", "alcohol-free" und "alcohol light" sollen die neuen Kategorien heißen – und was in der Bierwelt längst Alltag ist, bringt nun die Weinwelt kollektiv zum Durchdrehen. Zu Recht?

Willkommen in der Realität: Wein ohne Alkohol ist da. Und bleibt.

Was bei alkoholfreiem Bier schon seit Jahrzehnten funktioniert, soll jetzt auch für Wein gelten. Der neue EU-Vorschlag bringt Ordnung ins Begriffschaos – und ja, auch ein bisschen Provokation: Denn plötzlich gehört alkoholfreier Wein offiziell zur Weinwelt. Ein kleiner Schritt für die EU, ein Riesenschritt für die Weinbranche. Oder doch nicht?

Die Bezeichnungen im Überblick:

  • 0,0%: komplett alkoholfrei, kleiner 0,05% Vol.
  • Alkoholfrei: bis 0,5% Vol., so wie wir’s auch vom Bier kennen
  • Alkoholarm (light): mehr als 0,5% Vol und mindestens 30 % unter dem Mindestgehalt vor Entalkoholisierung  als eine ganz schwierige Kiste – dazu später mehr

Der große Aufschrei: Darf das überhaupt „Wein“ heißen?

Die Angst ist groß, vor allem in traditionellen Weinländern wie Italien, Frankreich oder Österreich. Der Begriff „Wein“ steht für Geschichte, Kultur, Handwerk – und (Achtung Trigger!) auch für Alkohol. Und jetzt soll ein Produkt, dem der Alkohol entzogen wurde, trotzdem denselben Namen tragen?

Kritiker sprechen von einer „Verwässerung“. Ich sehe eher eine Öffnung. Denn am Ende geht’s doch um eine simple Frage: Schmeckt’s oder schmeckt’s nicht? Und wenn’s schmeckt – warum sollte es dann keinen Platz am Tisch der Weinwelt bekommen?

5 Gründe, warum die Standardisierung sinnvoll ist

  1. Die Kategorie wird erwachsen
    Endlich hat alkoholfreier Wein seinen Platz. Keine Zwischenlösung, kein Softdrink mit Etikett, sondern: ein echter Teil der Weinwelt. Wer will, kann das ignorieren. Wer offen ist, erkennt: Hier entsteht etwas Spannendes.

  2. Mehr Klarheit für alle
    Produzent:innen wissen, was aufs Etikett darf. Händler:innen wissen, was sie verkaufen. Konsument:innen wissen, was drin ist. Win-win-win.

  3. Kulturelle Öffnung statt elitärer Ausschluss
    Inklusion sollte nicht nur für barrierefreie Toiletten gelten. In der Weinwelt heißt es: religiöse, gesundheitliche oder bewusste Entscheidungen werden ernst genommen – auch ohne Alkohol im Glas.

  4. Mehr Innovation
    Wenn Klarheit herrscht, investieren Startups in die Kategorie, Weingüter entwickeln neue Produkte und neue Technologien entstehen oder werden gefördert. Die Kategorie wächst – und das ist gut so.

  5. Alkoholfrei heißt nicht: langweilig
    Wer heute noch glaubt, alkoholfreier Wein sei nur für Schwangere oder Autofahrer:innen, hat den Trend komplett verschlafen. Der Markt wächst – und zwar rasant. Mit oder ohne Etikettendiskussion.

Und jetzt? Der Haken heißt „alcohol light“

Der EU-Vorschlag bringt neben „0,0%“ und „alcohol-free“ auch die Kategorie „alcohol light“ ins Spiel. Und hier wird’s kritisch:

  • Ein „leichter Wein“ kann (ausgehend von einen Wein mit 15% Vol) also bis zu 10.5% Alkohol enthalten – also wesentlich mehr als ein Pils oder ein Spritz. 
  • Gleichzeitig wirkt der Begriff harmlos – fast gesund.
  • Das birgt Risiken, gerade für junge Konsument:innen oder Menschen, die gezielt nach weniger Alkohol suchen.

Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Der Begriff „reduziert“ wäre transparenter. Und das Regelwerk braucht klare Grenzen – nicht nur für Wein, sondern auch für Cider, Bier und andere Kategorien. Ich bin sicher, dass die EU hier einen guten Job machen wird.

Fazit: Das ist kein Angriff – das ist ein Ritterschlag.

Alkoholfreier Wein ist gekommen, um zu bleiben. Die EU-Regelung ist ein überfälliger Schritt in Richtung Klarheit, Transparenz und Akzeptanz. Wer das Thema jetzt mit offenen Armen annimmt, profitiert langfristig. Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell.

Denn Wein ist mehr als Alkohol. Wein ist Handwerk, Genuss, Emotion. Und all das kann auch ohne Promille im Glas existieren.

 

Hier geht's zu den hochwertigen Weinen ohne Alkohol.

 

*Quelle: euronews.com (abgerufen 12.04.2025)

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